Gräven, Kaliser, Schultheiß

Ankunft verschiedener Geschlechter in Pannonien
Arabische Kaufleute
Waldrodender Siedler
Gräven

Name für Mitglieder einer privilegierten Schicht in der Gesellschaft der Siebenbürger Sachsen. Die Gräven waren im Gegensatz zur Mehrzahl der Sachsen Berufskrieger. Durch ihre Beteiligung an Kriegen oder Feldzügen kam die Gemeinschaft ihrer Pflicht nach, Soldaten aufzubieten. Gleichzeitig hatten die Gräven das Recht, in erster Instanz über die Bevölkerung der sächsischen Dörfer zu richten. Das Amt des Gräven galt ursprünglich auf Lebenszeit, später wurde es vererblich. Unabhängig davon war der Gräve ein Mitglied und nicht der Grundherr der Gemeinschaft, der er vorstand, und mußte demzufolge die dem König zustehenden Steuern ebenso entrichten. Vom 13. Jahrhundert an erlangten einige der Grävenfamilien außerhalb des Siebenbürger Sachsenlandes Grundbesitz, knüpften verwandtschafliche Bande zum ungarischen Adel Siebenbürgens und verschmolzen mit diesem.

AZS


Kaliser

Der Name bezog sich auf einen Teil der in Ungarn lebenden Muslime, bezeichnete aber ursprünglich die Bewohner von Hwaresm, einem einst auf dem Gebiet Usbekistans exitierenden Staatengebilde. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts wurde Hwaresm von den Arabern erobert, und damit fand dort auch der Islam Verbreitung. Ein Teil der moslemischen Hwaresmier wanderte später ins Gebiet des Kasarischen Khaganats und in andere Gegenden Osteuropas. Die Kaliser hatten sich den Ungarn teilweise noch vor der Landnahme, teils im Anschluß daran angeschlossen. Mitte des 13. Jahrhunderts verschwinden sie aus unseren Quellen, die Erinnerung an sie haben Ortsnamen wir Kalász, Kálózd bzw. Káloz bewahrt.

AZS


Schultheiß

Er stand im Vertragsverhältnis zu einem Grundherren und betrieb in dessen Auftrag die Besiedlung des unbewohnten Bodens. Seine Aufgabe war es, Siedler zu rekrutieren, für deren Umzug zu sorgen, im vorgesehenen Siedlungsgebiet die Waldrodungen und Gründung von Dörfern zu organisieren und abzuwickeln. Dafür standen ihm teilweise ökonomische Vergünstigen zu, teilweise errang er im neubesiedelten Dorf das vererbliche Amt des Gemeindevorstehers. Diese Form der Ansiedlung wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch Vermittlung über Polen aus Deutschland nach Ungarn getragen, sie kam hauptsächlich bei der Besiedlung der bewaldeten Gebirgsgegend im Norden des Landes zum Zuge.

AZS