Siebenbürger Szekler Bauweise

Zu diesem Gebiet zählen das historische Siebenbürgen sowie die östlichen Ausläufer des Szekler- und Csángó-Gebietes. Die Architektur dieser Region war besonders abwechslungsreich; die lange Zeit des Zusammenlebens mit Siebenbürger Sachsen und Rumänen hat in der von Hochgebirgen, Plateaus und tiefen Flußtälern gegliederten Hügellandschaft tiefe Spuren hinterlassen.

Abb. 60. Grundrisse früherer zweiteiliger Szekler Häuser.

Abb. 60. Grundrisse früherer zweiteiliger Szekler Häuser.
1. Gyimes, ehem. Kom. Csík; 2. Uzon, ehem. Kom. Háromszék, 18. und 19. Jahrhundert. a) Haus (Zimmer); b) Kammer; c) Vorraum unter der Traufe

94. Wohnhaus

94. Wohnhaus
Torockó, ehem. Kom. Torda-Aranyos, Rumänien

Die Siedlungsformen der Dörfer waren ebenso mannigfach. Es gab Straßen- und Zeilendörfer wie auch Haufendörfer, bei denen die Häuser gewöhnlich rund um die Kirche angeordnet waren. Manche Siedlungen lassen heute noch erkennen, wie das Land unter den Sippen aufgeteilt war. Wenn sich die Familie stark vermehrte, wurden auf dem gemeinsamen Grund und Boden neue Häuser gebaut, eventuell Grundstücksteile durch Zäune abgegrenzt, wobei der Haupteingang aber stets der gleiche blieb. Siedlungsformen dieses Ursprungs sind sogar in Städten nachzuweisen (z. B. Kézdivásárhely). Das Doppelhofgrundstück, wie es in der Tiefebene üblich war, war in Siebenbürgen nicht zu finden. Allerdings gab es in den Bergen Unterkünfte für Holzfäller, Heuspeicher sowie Hirtenhütten, doch wurden diese nur zu {G-205.} bestimmten Jahreszeiten benutzt. Streusiedlungen findet man hier und dort unter den Szeklern, vor allem aber bei den Csángós von Gyimes.

Nadelholzbalken waren ein wichtiges Element der Szekler-Architektur. Gebäude aus Stein gab es vor allem in Udvarhelyszék und in Torockó; den Ziegelbau haben die Sachsen an vielen Orten verbreitet. Lehmhäuser waren in den Dörfern des Mezõség üblich. Die Dachkonstruktion war ein Sparrendach, das bei Holzbauweise hauptsächlich mit Schindeln oder größeren Holzbrettern (dránica) gedeckt wurde, während man anderswo Schaubendächer in den verschiedensten Formen bevorzugte. Dachziegel fanden erst in den letzten fünfzig Jahren Verbreitung.

Ein charakteristisches Element des Szeklerhauses ist ein überdachter, meist an drei Seiten zugebauter Vorraum (eresz), der eigentliche Eingang des Hauses. Der auffallendste Unterschied zwischen dem allgemein ungarischen Haus und dem der Szekler besteht darin, daß {G-206.} das Szeklerhaus keine separate Küche hat, Wohn- und Kochraum sich also nicht zu selbständigen Räumen entwickelt haben. Die verschiedenen offenen Kamine dienten zum Heizen, Kochen, Backen und als Beleuchtung. Da sie alle notwendigen Funktionen zugleich ausüben konnten, entstand die eigentliche Küche erst in letzter Zeit.

Abb. 61. Hoffront, Grundriß und Konstruktion eines Wohnhauses.

Abb. 61. Hoffront, Grundriß und Konstruktion eines Wohnhauses.
Csíkmenaság, ehem. Kom. Csík, 1830.
a) kleines Zimmer; b) großes Zimmer; c) Kammer; d) Vorraum unter der Traufe; e) Laubengang

Der Backofen stand entweder unter dem überdachten Vorraum oder im Backhaus (sütõház), das speziell dafür gebaut wurde. Hier waren Herd, Backofen und einige einfache Einrichtungsgegenstände untergebracht, so daß das Backhaus vom Vorfrühling bis zum Spätherbst bewohnt werden konnte. Ein weiterer wichtiger Bau im Hof des Szeklerbauern war der Schuppen, wo der Wagen untergestellt, Werkzeug aufbewahrt und oft auch Getreide gelagert wurde. In der Scheune speicherte man Halmgetreide, in jüngerer Zeit Futter; eine Schmalseite, manchmal auch beide, waren als Stall abgeteilt. Zur Straße hin war der Hof durch ein reich geschnitztes Tor verschlossen; die Szeklertore sind Meisterwerke der ungarischen Holzarchitektur.

95. Wohnhaus

95. Wohnhaus
Mikóújfalu, ehem. Kom. Háromszék, Rumänien