Suppen

Die Suppe spielt eine wichtige Rolle in der Ernährung der ungarischen Bauern. Ohne Suppe ist eine Hauptmahlzeit undenkbar. Daher kommt wohl auch die in Volksmärchen sich wiederholende Formel zum Beweis einer reichlichen Mahlzeit: Zu essen gab es allerlei, von Suppen siebenerlei (bei den Palotzen).

Den höchsten Rang unter den Suppen nimmt die Fleischsuppe ein. Sie kann aus Geflügel, Schweinefleisch (orja = Rückenstück), seltener aus Rindfleisch gekocht sein. Das in der Suppe gekochte Fleisch wird entweder mit oder nach der Suppe gegessen. In die Suppe werden verschiedene Teigsorten eingekocht, im Tiefland am liebsten Schneckennudeln, die man vornehmlich bei Hochzeits- und Festessen in die Suppe tut. Die Schnecken macht man aus quadratischen Teigstücken, die man über einen Rippenstab des Webstuhls oder ein anderes Stäbchen rollt. Schneckennudeln zu bereiten ist eine beliebte Beschäftigung während des Geplauders an Winterabenden. Aber auch vielerlei andere Formen – Plätzchen, Rauten, Blätter – macht man aus dem ausgerollten Teig.

{G-310.} Von der langen Reihe der sauren Suppen ist cibere – auch unter dem Namen kiszi bekannt – zu erwähnen, die in irgendeiner Variante in jeder Landschaft bekannt ist. Kleie wird mit warmem Wasser begossen und, wenn sie zu gären beginnt, gesiebt und mit Milch und Ei vermischt. Auch Dörrobst nimmt man gern zu sauren Suppen, besonders während der Fastenzeit. Kohlsuppe ist zwar bei den Ungarn nicht unbekannt, aber lange nicht so verbreitet wie bei den östlichen Slawen.

Größere Wichtigkeit kommt den Suppen aus Hülsenfrüchten (Bohnen, Erbsen, seltener Linsen) zu. Hülsenfrüchte wurden im allgemeinen im Hausgarten, in größeren Mengen aber als Zwischenfrucht auf dem Maisfeld gezogen, so daß mit Bohnen und Erbsen jeder Haushalt reichlich versehen war. Die Hülsenfrüchte wurden mit einer Mehlschwitze verrührt und tunlichst mit Räucherfleisch schmackhaft gemacht.

Teigsuppe aßen überwiegend Hirten und Feldarbeiter. Im Tiefland werden die aus tarhonya und lebbencs (Teigstücke) gekochten Suppen so dick gemacht, daß der Löffel darin stehen bleibt. Beide Einlagen werden mit Fett oder Speck geröstet und mit Zwiebeln; Paprika, neuerdings auch mit Kartoffeln gekocht.