3. Kulturelle Entwicklung


Inhaltsverzeichnis

Kulturpolitik, Intelligenz, Muttersprache

Die Blütezeit der siebenbürgischen Kulturgeschichte fiel gerade in dieses halbe Jahrhundert, als das Fürstentum drei Jahrzehnte lang zum Schauplatz von Kriegen und lokalen Kämpfen wurde und die Bevölkerung die schweren Erschütterungen erlebte, die Verwüstung und Verlust der Heimat bedeuteten. Siebenbürgen nimmt die neuen Strömungen des westeuropäischen Geisteslebens auf, es entstehen Werke von bleibendem Wert, die den Eigencharakter der siebenbürgischen Kultur für Jahrhunderte prägen.

Traditionsbewahrung und Erneuerungsgeist, gesellschaftspolitische Intention und historische Herausforderung sind die bestimmenden Elemente der kulturellen Entwicklung und deren hervorragendster Zeugnisse, die im Rahmen der staatlichen Kulturpolitik entstanden sind.

Ähnlich den herausragenden Politikern und Denkern seiner Zeit erkannte Michael Apafi die Bedeutung der Kultur für den Bestand und den Fortschritt seines Landes. Schon von seinen siebenbürgischen Zeitgenossen – dem Absolventen holländischer und englischer Universitäten, dem Theologen István F. Tolnai, und dem bedeutendsten ungarischen in Basel ausgebildeten Arzt und Physiker Ferenc Pápai Páriz – wurde Apafi als ein Fürst bezeichnet, der die Bildungsideen von Descartes verkörperte. Belesen in den Werken von Bacon, Macchiavelli, Grotius, Justus Lipsius und Coccejus hielt der Fürst die Entwicklung der Schulen und die Institutionalisierung der modernen Wissenschaft für eine der wichtigsten Aufgaben eines Herrschers. Als er die Herrschaft in Siebenbürgen antrat, lag der Palast in Weißenburg, die traditionelle Fürstenresidenz, in Trümmern. Solange der Wiederaufbau nur stockend voranging, errichtete er sich in Fogarasch seinen Fürstenhof. Er legte viel Wert auf Repräsentation. Am Hof herrschte ein strenges Zeremoniell, dessen Pracht noch durch die öffentlich präsentierten Ehrengaben ausländischer Herrscher gesteigert wurde. Ein sorgfältig angelegter Ziergarten verlieh der Residenz den würdigen Rahmen. Apafi war bestrebt, seinen Hof zum Zentrum einer Kultur zu machen, die dem westeuropäischen Vorbild nacheiferte und zugleich die spezifisch ungarische Eigenart und deren Werte zu bewahren suchte. Er umgab sich mit einer kleinen Gruppe von Absolventen westlicher Universitäten, die zumeist Descartes’ Lehren verkündeten. Zur Information seiner Anhänger faßte er Auslandsnachrichten regelmäßig in „Novellen“ – Nachrichtenbriefen – zusammen. Seine Religionspolitik {394.} war tolerant und sein Fürstenwort garantierte den Geist freier Lehre. Sein Hauptvorhaben, die Gründung einer modernen Universität in Siebenbürgen, ließ sich freilich nicht mehr verwirklichen, doch entwickelte sich das Groß-Enyeder Kollegium zum Hochschulniveau. In Fortsetzung der Bildungspolitik der großen siebenbürgischen Fürsten konnte er der Kultur seines Landes ein Fundament sichern, das von Dauer war.

Die Kulturpolitik der Habsburgerregierung in den 1690er Jahren widersprach den siebenbürgischen Traditionen völlig. Ihre Schulpolitik basierte auf einer von dynastischem Interesse und dem Willen zur Gründung eines Reichs mit einem Glauben durchdrungenen intoleranten Religionspolitik sowie dem hohe Ansprüche stellenden Jesuitenorden und mußte damit auf den heftigen Widerstand der siebenbürgischen Gesellschaft stoßen. Der Herrscherhof lag aber fern, seine Ausstrahlung blieb gering. Der General und der Statthaltereirat in Hermannstadt waren nicht mehr als ein Befehle erteilendes und Verordnungen übermittelndes Zentrum.

In dem freilich eingeschränkten Rahmen der herrschenden militärischen Verhältnisse waren Franz II. Rákóczi und der Kreis seiner Würdenträger mit allem Nachdruck darum bemüht, die kulturelle Bedeutung der Fürstenhöfe in Weißenburg, Neumarkt und Klausenburg in ihrer historischen Kontinuität zu bewahren. Mit seiner toleranten Schul- und Religionspolitik setzte Rákóczi die von Apafi begründete Entwicklung fort, ohne Kraft und Zeit zu haben, diese zur Reife zu bringen.

Gemessen an den Nachbarländern war Siebenbürgens Intelligenz ihrer Zahl nach groß, aber nicht groß genug und außerordentlich differenziert. Der Unterschied zwischen der schöpferischen Elite und den verschiedenen Gruppen der ihr zuarbeitenden Lehrer, Schreiber, Maler, Beamten, Hof- und Militärmusiker war erheblich. Neben der kirchlichen erstarkte die weltliche Intelligenz, die in dieser Zeit bereits alle großen Werke der Literatur geschaffen hat. Denn ein Arzt, Physiker oder Drucker schuf profiliertere geistige Werke als der an der Spitze der Gesellschaftshierarchie stehende Hofprediger oder der ungarische, sächsische und dann infolge der Kirchenunion auch der rumänische Klerus. Gemessen an der Landesbevölkerung war die Zahl der Universitätsabsolventen ebenfalls hoch, ethnisch gesehen hatten die Ungarn und Sachsen ein starkes Übergewicht.

In Apafis und Rákóczis Staat war das Ungarische die Sprache der Politik, doch richteten sich die Verordnungen an die Sachsen und Rumänen auch in deren Muttersprache. Apafi legte so großes Gewicht auf die muttersprachliche Bildung, daß er auf Bitte des rumänischen niederen Klerus den Serben Sava-Branković als griechisch-orthodoxen Bischof ablöste, weil dieser sich seinem Befehl, die Glaubenslehren den Gläubigen rumänisch zu verkünden, widersetzte. Die Habsburgerregierung wiederum wandte sich zumeist auf deutsch und manchmal auch auf Latein an die Bevölkerung. Rabutin sprach nur französisch, und die deutschen Kameralbeamten und Truppenoffiziere konnten sich mit den Sachsen, die ihren eigenen Dialekt sprachen, nur schwer verständigen.

Unter den Fürsten war Siebenbürgen ein sprachlich gesehen liberales Land. Mit seiner außenpolitischen Orientierung und seiner an westlichen Universitäten ausgebildeten Intelligenz zog es auch in den relativ ruhigen Jahrzehnten viele Ausländer an. Die Wissenschaftssprache war überwiegend noch das Lateinische und infolge der Studienaufenthalte im Ausland fallweise {395.} das Deutsche, Holländische, Französische und in den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts das Englische. Gleichzeitig wird das Verlangen nach einer ungarischsprachigen Wissenschaft mit solchem Nachdruck formuliert, daß es selbst bis ins Zeitalter der Aufklärung zeitgemäß geblieben ist. In der Diplomatie begann Französisch das Latein zu verdrängen, während die rumänischen Woiwoden mit Apafi oftmals ungarisch korrespondierten. Die türkischen Befehle trafen meist in ungarischer Übersetzung ein, die von türkischen Schreibern in Ofen, Temeschwar und hauptsächlich Konstantinopel angefertigt wurde, doch hielten sich die Fürsten auch immer türkische Schreiber.

In dieser Periode mit besonders vielen Sprachmedien läßt sich eine Hochblüte der Muttersprachenbildung beobachten. Die in den folgenden Jahrzehnten erneuerte und aufgefrischte ungarische Sprache Siebenbürgens erweitert sich dem neuen Bildungsanspruch folgend um die Begrifflichkeit des öffentlichen Lebens, der Staatstheorie, der gesellschaftlichen Verantwortung, der Geschichte, des Denkens und der Wissenschaft sowie der gewerblichen Wirtschaft und des Handels. Es entsteht die einfache Umgangssprache und die gehobene Bildungssprache zur Artikulation der komplizierten Empfindungs- und Gedankenwelt des Individuums. Der berühmte Drucker Miklós Misztótfalusi Kis vereinheitlicht die ungarische Rechtschreibung und druckt in verbesserter Neuausgabe die als Massenlektüre vorgesehene ungarische Bibel. Die Intention der Sprachbildung prägt auch die sächsische Kultur im Rahmen der Schule, Kirche, der Wissenschaft und des städtischen Lebens, gefördert noch durch den hier zuerst Wurzel fassenden Pietismus. Die rumänische Sprachentwicklung wurde durch Apafis Schulpolitik stark gefördert, während die Kirchenunion ihrerseits die Sprachkultur der rumänischen Geistlichkeit begünstigte. Das erste rumänisch-lateinische Wörterverzeichnis entstand in Siebenbürgen.

Die vielsprachigen Bewohner Siebenbürgens hatten im täglichen Umgang miteinander keine Verständnisschwierigkeiten. Die aktuellen Tendenzen zur Spracherneuerung innerhalb der muttersprachlichen Kultur wiesen in Richtung eines mehrsprachigen, aber in seiner Terminologie einheitlichen Landes, ihr Wert für die europäische Kultur der Zukunft kann aber erst auf dem heutigen Kenntnisstand vom seither eingetretenen Verlust einer derartigen Vielsprachigkeit gebührend eingeschätzt werden. Siebenbürgen hätte sich zur Schweiz der östlichen Randgebiete Mitteleuropas entwickeln können, wenn das Land nicht gezwungen worden wäre, andere, seinen spezifischen Traditionen weniger entsprechende Wege einzuschlagen.

Schule, Buchdruck, Wissenschaft

Die zielstrebige Kulturpolitik des Fürsten hat im Verein mit dem System gesellschaftlicher Stiftungen eine neue Entwicklungsphase der Dorfschulen seit den 1660er Jahren begründet. Muttersprachenunterricht und Mädchenschulen nahmen einen großen Aufschwung. Aus dem Recht der vier anerkannten Konfessionen und der griechisch-orthodoxen Kirche, Schulen zu errichten, wurde auf gesellschaftlichen Druck hin eine Pflicht. So entstanden die reformierten Kollegien in Broos und Hofmarkt, die unitarischen Schulen festigten ihre Stellung, und für ein griechisch-orthodoxes {396.} Schulsystem wurden die Grundlagen gelegt. Apafi verbesserte nicht nur die materielle Lage der von der Fürstin Zsuzsanna Lorántffy 1657 gestifteten rumänischen Schule von Fogarasch, sondern trug durch seine besondere Fürsorge dazu bei, daß sie sich zur niveauvollsten rumänischen Lehranstalt entwickelte. 1699 wurde das allererste rumänische Lehrbuch, das kyrillische Abc, die „Bucoavna“, herausgegeben.

Das gut ausgebaute ausländische Stipendiensystem der protestantischen Schulen erweiterte sich noch durch Stipendien in Frankfurt an der Oder, Leiden, Groningen und Zürich; zwischen 1700 und 1703 schrieben sich 53 Siebenbürger in Wittenberg ein, obwohl zu diesem Zeitpunkt das Interesse sich vorwiegend noch auf die Universitäten in Holland, der Schweiz und England konzentrierte. 1702 nahm der aus Konstantinopel heimkehrende englische Gesandte auf der Durchreise aus Siebenbürgen drei ungarische und einen sächsischen Studenten nach London mit.

Die katholischen Schulen bekamen durch die Ankunft der Jesuiten neuen Auftrieb, aber die Habsburgerregierung setzte Apafis Bestrebungen um eine Universitätsgründung nicht fort.

Rákóczi gründete in Klausenburg die Gesellschaft der adligen Jugend, eine höfische Anstalt zur Ausbildung junger Leute für Funktionen in den Staatsbehörden und im Militär, in das mehrere siebenbürgische Studenten, Ungarn, Sachsen und auch ein Rumäne, aufgenommen wurden.

Das Unterrichtssystem war zunehmend daraufhin ausgerichtet, mehr Sorgfalt als früher auf die weite Verbreitung des Schreibens und Lesens zu verwenden, während in den Kollegien die Bedeutung der Naturwissenschaften zunahm.

Schwere Verluste erlitt die Buchkultur Siebenbürgens, die bereits ein hohes Niveau erreicht hatte. Die fürstliche Bibliothek in Weißenburg wurde 1660 von den Tataren in Brand gesteckt, die Kronstädter Bibliothek wurde 1689 ein Raub der Flammen und die des Straßburger Kollegiums von kaiserlichen Soldaten zerstört. Möglicherweise sank der Preis der Bücher, ihr Wert jedoch stieg. Apafi ließ an seinem Hof einen neuen Bau für die Landesbibliothek errichten. Immer häufiger entstanden Privatbüchereien, und die Kollegiumsbibliotheken wurden um die Bücherschränke der Lehrer erweitert. Bücherinventare bezeugen, daß auch das Lesebedürfnis der Frauen und Kinder befriedigt wurde. Der Anteil ungarisch geschriebener Bücher nahm zu. Ein Arzt in Hermannstadt, Sámuel Köleséri, besaß eine Bücherei von 4000 Bänden.

Dem gewachsenen Lesebedürfnis konnten die siebenbürgischen Druckereien kaum entsprechen. Zwischen 1650 und 1680 erschienen in Kronstadt, Hermannstadt, Klausenburg, Weißenburg, Wardein, und später mit den Typen der Wardeiner Druckerei in Debreczin und Hermannstadt fast 400 Bücher. Zwei in Holland ausgebildete Drucker, Ábrahám Szenci Kertész und Mihály Veresegyházi Szentyel, gaben dem siebenbürgischen Buchdruck Auftrieb, und sein Erneuerer Miklós Misztótfalusi Kis hatte ebenfalls in Holland sein Handwerk gelernt und dieses dann auf einen international ebenbürtigen künstlerischen Stand gehoben. Fürstliche Unterstützung verhalf ihm in Klausenburg zu seiner zweigeschossigen Tipografica Officina, in der er billige und zugleich anspruchsvoll gestaltete Bücher in hohen Auflagen herausbrachte, bis sie nach dem Machtwechsel von 1690 nur mehr ein kümmerliches Dasein fristete und schließlich ihren Betrieb ganz einstellte.

{397.} Das wissenschaftliche Leben Siebenbürgens wurde seit den 60er Jahren von den ungarischen Kartesianern bestimmt. Deren herausragende Gestalt der ersten Generation, Sámuel Enyedi, vertrat eine der rationalen Philosophie des Regius näherstehende Richtung und betonte den Dualismus Descartes’. Nach dem Fall der Stadt Wardein schuf die zweite Kartesianergeneration – János Nadányi, Márton Dézsi und andere – im Straßburger Kollegium gemeinsam mit Enyedi das wissenschaftliche Zentrum des siebenbürgischen Kartesianismus. Descartes’ Philosophie faßte die herausragende Gestalt der dritten kartesianischen Gelehrtengeneration, der in Basel ausgebildete Arzt Ferenc Pápai Páriz, in den 90er Jahren zusammen. Miklós Apáti, der seine Studien im Poiret-Kreis absolviert hatte, vertrat in seinem (in Amsterdam erschienenen) wichtigsten Werk die Ansicht, daß die Willensfreiheit der Hauptpfeiler unseres Selbstbewußtseins sei, und betonte in Anwendung der Descartesschen Methodologie, das wichtigste Mittel der Naturerkenntnis sei die Mathematik. In der internationalen Debatte um Descartes’ Philosophie lenkte der Lehrer am unitarischen Kollegium von Klausenburg Mihály Régeni in ganz Europa damit die Aufmerksamkeit auf sich, daß er die Lehrmeinung von Tschirnhaus, einem Vorläufer Newtons, unterstützte. In Siebenbürgen wurden bereits die Lehren des Kopernikus, die Erkenntnisse der heliozentrischen Astronomie verbreitet. Pionierarbeiten in dieser Richtung waren die mathematischen Notizen des an englischen und holländischen Universitäten ausgebildeten Lehrers Sámuel Kaposi von Neumarkt, János Köpeczis Werk „De Cometis“ und die Abhandlung des Arztes und Physikers Sámuel Köleséri über das Licht. Ein wissenschaftlicher Denker hohen Ranges war der Sachse Andreas Teutsch, der sein Arztdiplom in Utrecht erworben hatte. Aus Leipzig brachte er Speners Forderung, Glauben und Wissenschaft voneinander zu trennen, und aus Halle Franckes Prinzipien einer pietistischen Bildungspolitik mit heim ins Sachsenland, wo er als Arzt und Königsrichter tätig war. Lange vor Maria Theresias Verordnung verbot er die Hexenprozesse auf dem Königsboden. Bartolomeus Bausner aus Reps, der in Amsterdam studiert hatte, schrieb Abhandlungen über den Blutkreislauf und über die Harmonie der Teile des menschlichen Körpers. Regius beruft sich in seinem mehrfach neu aufgelegten ärztlichen Werk auch auf die Arbeiten dreier junger siebenbürgischer Ärzte – János Sikó, Sámuel Enyedi und János Gunesch. Die Rezepte über die Herstellung der Arzneimittel von János Bánffihunyadi aus Frauenbach gelangten in das 1681 erschienene Pharmaziewerk des englischen Chemikers und Mitglieds der Royal Society Goddard. Bahnbrechend an den Werken Köleséris ist die Beobachtung und Beschreibung der Bergleute-Berufskrankheiten; daneben unternahm er große Anstrengungen, die Armen im Rahmen einer staatlichen Fürsorge zu heilen und die Verbreitung der Pestseuchen durch staatliche Maßnahmen einzudämmen.

Das herausragende Werk der siebenbürgischen medizinischen Wissenschaft ist Ferenc Pápai Páriz’ Buch „Pax Corporis azaz a testnek nyavalyáiról, okairól, fészkeirõl és azok orvoslásának módjáról való tracta“ (Pax Corporis oder Traktat über die Krankheiten des Körpers, ihre Ursachen, Herde und die Weise ihrer Heilung – 1690). Überwiegend lag die Behandlung und Heilung von Kranken noch in der Hand von lokalen Badern in den Dörfern, Kurien und Oppida, während die Behandlung von Knochenbrüchen, das Zahnziehen und die Wundheilung von im Zunftrahmen tätigen Feldschern und Barbieren vorgenommen wurden, obwohl es schon in allen größeren Städten Siebenbürgens {398.} Ärzte mit Universitätsausbildung gab. Pápai Páriz vermittelte seine neuen Fachkenntnisse verständlich und systematisiert in ungarischer Sprache an die lokalen Heilpraktiker weiter. Die Bedeutung dieses ersten medizinischen Werkes in ungarischer Sprache liegt darin, daß er die Rolle der Wissenschaft für die Heilung betonte, Vorbeugung und Bedeutung der Hygiene darin einbezog und sich schließlich auf die autonome Verantwortung des Menschen berief, womit er jede Prädestination ablehnte. Das Buch wurde zum Handbuch des Volkes, im 18. Jahrhundert gab es bereits 11 Ausgaben, und im 20. Jahrhundert fand man es noch bei den „Csángó“, einer in mehreren Dörfern in der Moldau lebenden ungarischen Volksgruppe, als häuslichen Ratgeber, da diese in ihrer Region über keinen wissenschaftlich ausgebildeten Arzt verfügten.

Materielle Kultur und Mentalität

Die Bautätigkeit blieb rege, die in Klausenburg 1655 abgebrannten 1800 Häuser und das 1689 völlig eingeäscherte Kronstadt wurden relativ schnell wieder aufgebaut. Der bedeutendste Schulbau für die Unterbringung der Internatsschüler, das Klausenburger reformierte Kollegium, wurde nach den Plänen des Italieners Antonio Serra errichtet. Bezeichnend für die Unternehmungslust des Hochadels ist der Bau des Teleki-Schlosses von Schoresten, des Bethlen-Schlosses von Klosdorf sowie die Renovierung des Schlosses von Kreisch und der Herrenhäuser von Bethlen, Petersdorf und Bachnen. Für den Kirchenbau war die Holzarchitektur charakteristisch, der monumentale Glockenstuhl von Kleinfarken wurde 1699 eingeweiht. Im Gebiet Fogarasch entstanden mehrere griechisch-orthodoxe Kirchen aus Stiftungen reicher griechischer Kaufleute.

Der Wohnsitz des Hoch- und Mitteladels umfaßte einen eingezäunten Gebäudekomplex von Schloß und Kurie. Das Hauptgebäude ist das Wohnhaus des adligen Grundherrn, eine Kurie mit oft vier, allgemein aber eher acht, zehn oder mehr Räumen, mit Obergeschoß und hölzerner Veranda. Der Wohntrakt im Obergeschoß ist geteilt in Männer- und Frauenräume. Gemeinsam sind Speisezimmer und Audienzsaal, oft bereits mit Kristallfenstern. In den Stadtpalästen und Bürgerhäusern waren bleigefaßte Glasfenster, Ziegeldach, außenbeheizte Öfen oder Kamine üblich. Überall verbreiteten sich Gemütlichkeit und Bequemlichkeit. Die Möbel waren bemalt oder poliert, mit Intarsien verziert. In den Heimen der Aristokraten wurden die muschelverzierten Möbel aus den Niederlanden heimisch, die über Polen nach Siebenbürgen gelangten. Über die Bauernwohnungen war bereits die Rede. Zu Ende des 17. Jahrhunderts begannen in den wohlhabenderen Heimen offensichtlich die aus bearbeiteten Brettern zusammengesetzten Möbel die geschnitzten zu verdrängen. Das einzige Bett im Bauernhaus war das Großbett, außerdem gab es eine Schlafbank oder Bank, bei den Wohlhabenderen mit herabklappbarer Lehne. In den Gebirgsgegenden blieben die geschnitzten Möbel erhalten. Die Wände in den Schlössern der Vornehmen bedeckten venezianer, holländische, französische und spanische Tapisserien, Gobelins mit den bekannten Szenen der antiken Mythologie oder der biblischen Geschichten, während die Wände der schlichteren Wohnungen bemalte Tapisserien und „festékes“ genannte Kelims zierten. {399.} Weitverbreitet waren türkische Teppiche in großer Zahl, von denen die sog. siebenbürgischen Teppiche eine besondere Gruppe bildeten.

Eine Einheit von Material und Funktion bei den Beleuchtungskörpern verkörperten die Kupfer- und Eisenleuchter, eine neue Mode waren gläserne Lampen. Beim Hochadel tauchten im Ensemble der silbernen und goldenen Pokale, Kelche, Becher und Bestecke in immer größerer Zahl Porzellangegenstände, Gläser, Holz und irdenes Geschirr auf, denn das entwickelte siebenbürgische Töpfer- und Keramikgewerbe versorgte nicht nur die Bauernwohnungen. Tongefäße mit farbiger Zinnglasur gehörten zum Alltag, feinglasierte Tonkrüge und mit Kacheln belegte Zimmerwände zierten die anspruchsvolleren Wohnungen. Die zahlreich erhalten gebliebenen Inventare der Schlösser, Kurien und Bürgerheime belegen eine entwickelte Hygiene. Unverzichtbare Einrichtungsgegenstände waren die verschiedenen Kupfer- und Holzbadewannen für Kinder und Erwachsene, silberne, kupferne und irdene Waschbecken sowie mannigfache Hand- und Gesichtstücher. Berühmt waren die Kronstädter Wasserleitungsbauer und die Sauerwasserhändler aus dem Szeklerland. Siebenbürgen war reich an Heilquellen, die Schwefel-, Kohlensäure-, Salz- und Warmbäder wurden nicht nur aus gesundheitlichen Gründen aufgesucht, sondern dienten auch schon als Ort der Erholung, als Zentren des gesellschaftlichen und sogar des politischen Lebens. Die städtische Badekultur beruhte auf alten Traditionen.

Für die Bekleidung ist die Anfertigung des ungarischen Dolmans und des Überwurfs sowohl aus teurem englischen Tuch, türkischem Samt als auch aus billigem Kronstädter und später balkanischem Tuch bezeichnend. Es lassen sich hier türkische, polnische und österreichische Einflüsse ausmachen, und schnelle Verbreitung fanden die italienischen, französischen und deutschen Modeartikel. Der Reichtum an Schmuck zeichnet nicht nur die Vornehmen aus, sondern erstreckt sich auch auf die Kleidung der einfacheren Schichten. Berühmt waren der Gold- und Edelsteinschmuck der reichen sächsischen Frauen und die aus Zinn, Blech und Glasperlen gefertigten Schmuckstücke der sächsischen Bäuerinnen. Auch im persönlichen Besitz der armen rumänischen Magd finden sich Glasschmuck und Silberkette. Zur Kleidung des Adels gehörten unbedingt auch die mit Perlen und Goldfäden bestickte Tasche, die edelsteinverzierte Waffe und der goldene, silberne oder kupferne Federbusch mit den Federn, die den militärischen Rang markierten.

Unabhängig von Stand und Rang war für die Bevölkerung eine tiefe Religiosität und ein intensives Familienleben kennzeichnend. Mit den irdischen Gütern wurde besonders sparsam umgegangen, die Testamente bezeugen die Bemühungen, seine gesellschaftlichen Beziehungen und den guten Ruf für die Zukunft zu bewahren. Für die auch später weltbekannte siebenbürgische Gastlichkeit ist charakteristisch, daß sie durch ein schon zur Kunst entwickeltes Brauchtum geregelt wurde und das Gastrecht unverletzlich blieb.

Die Ungarn und Sachsen verfügten über ein ausgeprägtes ethnisches Bewußtsein, in dem sich Standesbewußtsein und Kartesianismus mit dem bürgerlichen Identitätsbewußtsein der Puritaner und Pietisten miteinander vermischten. Das ethnische Bewußtsein der Rumänen wurzelte in der griechisch-orthodoxen Kirche und erhielt durch die Kirchenunion neuen Auftrieb. Besonders bei der Stadtbevölkerung entwickelte sich ein Bewußtsein von den neuen zeitgemäßen Werten der Epoche. Die für die adlige und {400.} städtische Intelligenz daheim schon unentbehrliche Uhr erscheint nun auch am Tor der Kurien und auf den Märkten der Burgen. Müßiggang wird zur Sünde und die nutzlos verbrachte Zeit zum unwiederbringlichen Verlust, die „Zeit der Kaufleute“, die historische Zeit, setzt sich durch, und unter den Gebildeten dominiert bereits der relativierte Zeitbegriff. Die Kalenderliteratur übt einen großen Einfluß auf die Mentalität aus. Sie erscheint im Rahmen der konfessionellen Struktur der siebenbürgischen Gesellschaft und geht immer von der Zeitrechnung vor der Kalenderreform aus.

Die natürlichen, klimatischen und geschichtlichen Verhältnisse des Landes bestimmen den Lebensrhythmus und die Kollektiverfahrungen der siebenbürgischen Bevölkerung, gefiltert in den Traditionen und der Märchenwelt des Volkes. Der für die Agrargesellschaft ganz Europas typische Lebensrhythmus orientiert sich am kirchlichen Festkreis und an den spezifischen Umweltbedingungen. Die entwickelte Gartenkultur liefert den symbolischen Schmuck für Feste, Familienereignisse und markante Lebenszäsuren sowie auch die Heilkräuter oder dient wie im Fall der Gärten der Vornehmen mit Bächen, Brücken und Fischteichen den Bedürfnissen der Erholung.

Kutsche, verglaste Kutsche, Reitpferd, eine hochwertige Waffe und vorrangig die Uhr werden zu Statussymbolen. Schon taucht die „englische Uhr“ in den Inventaren auf, und Uhren, welche die Zeit mit der Bewegung des Sternhimmels, mit Kampfszenen oder tanzenden Figuren angeben, sind der Stolz aristokratischer Häuser.

Kunst und Literatur

Die bedeutendste architektonische Schöpfung der Periode, das Klosdorfer Schloß mit seinem, lokalen Traditionen etwas aufgepfropften italienischen Renaissancestil, schuf der Bauherr Miklós Bethlen selbst. Die südliche offene Arkadenreihe verrät den Einfluß venezianischer Vorbilder. Unter den Händen örtlicher Meister entstanden mehrere Varianten eines siebenbürgisehen Renaissancestils. Die sächsische Renaissancearchitektur von Klausenburg, Kronstadt und Hermannstadt kennzeichnen die blumen- und rankenverzierten steinernen Tür- und Fenstergewände. Ein Werk der Renaissance und schon der frühbarocken Stilvariante im von Zsigmond Kornis erbauten Szentbenedeker Schloß sind die blumengemusterten Säulen, verziert mit mützentragenden ungarischen Köpfen. Die griechisch-orthodoxen Holzkirchen übernehmen die neuen Formen des byzantinischen Stils.

Die bildende Kunst entwickelte sich unter dem prägenden Einfluß der protestantischen Kirchen, zumeist im Rahmen des örtlichen siebenbürgisehen Kunsthandwerks. In ihrem Formenschatz dominieren die Blumenmotive der Renaissance sowie die antike und christliche Symbolik. Von besonderer Schönheit ist die Renaissancekanzel in der unitarischen Kirche von Klausenburg: Der seine Jungen mit dem eigenen Blut nährende Pelikan an der Decke hat dieselbe Bedeutung wie der auf der Spitze der Sonnenuhrsäule im Hof des Oxforder Corpus–Christum–College oder überall sonst, in Rom oder Amsterdam.

Die Meister des blühenden Kunsthandwerks – Holzschnitzer, Holzmaler, Töpfer, Schlosser und Lederhandwerker – sind meist in der Anonymität {401.} verschwunden. Ein herausragender Meister der Goldschmiedekunst war Sebestyén Hann. Eine der schönsten Kassettendecken reformierter Kirchen ist die von Csíkszentmarton, welche Szekler Tischler ausmalten. Die barocke Kassettendecke der Kapelle von Csíksomlyó (bei Szeklerburg) ist das Werk eines Franziskaners italienischer Herkunft. Einer der frühesten Barockaltäre steht im Franziskanerkloster von Szárhegy, von der Hand des Malers Péter Lengyel, und den frühbarocken Altar der Schäßburger Kirche malte Jeremias Stranoves aus Hermannstadt. Der Motivschatz der reichen siebenbürgischen Volkskunst behielt sein uraltes Symbolsystem bei: Die einander zugewendeten Vögel bedeuteten die Liebe, die voneinander abgewendeten die Treue über das Grab hinaus, und der Lebensbaum die Transzendenz.

Die Literatur artikuliert sich in ihren für diese Epoche typischen Bereichen: im Drama, das von den unitarischen, reformierten und später den Jesuitenkollegien gefördert wurde. Mit kaiserlicher Erlaubnis trat der erste Theaterdirektor, György Felvinczi, auf und wollte mit seinen auf den Marktplätzen aufgeführten Dramen der Kultivierung der Seelen dienen. Er schrieb Dramen und übersetzte: „Az angliai országokban lévõ Salernita Scolának a jó egészségrõl irott könyvé“ (Das Buch über die gute Gesundheit der Scola Salernita in den englischen Ländern) erschien 1693 in Klausenburg. Die in dieser Epoche beliebten Formen der Prosa waren das Tagebuch und die Memoiren, die ausnahmslos in der Muttersprache der Verfasser, ungarisch oder deutsch verfaßt wurden. Zu den bedeutendsten gehören János Keménys in tatarischer Gefangenschaft geschriebene Autobiographie und István Wesselényis umfangreiches Tagebuch aus der von Rabutin erzwungenen Haft in Hermannstadt. Miklós Bethlen begann seine „Önéletírás“ (Autobiographie) 1708, als er aus der Hermannstädter Haft nach Wien transportiert wurde, und beendete sie dort, in der Kaiserstadt, dem letzten Aufenthaltsort seines Lebens. Dieses ganz dem Realismus verpflichtete Selbstzeugnis wurde eines der ersten herausragenden Werke der ungarischen Prosa.

Die Tagebuch- und Memoirenschreiber übernahmen auch den Text vieler Zeitdokumente in ihre Beschreibung. Die „Historia“ von Mihály Cserei ist eine Sammlung sehr unterschiedlicher Meinungen zu den rasch wechselnden politischen Verhältnissen. Flugblätter und historische Gelegenheitswerke widerspiegeln die Hoffnungen des Krieges von 1663/64 und Siebenbürgens Engagement (1670–1672) für die Interessen der aus Ungarn Vertriebenen, um das europäische Gewissen zu wecken. Die traditionsreiche lateinische Geschichtsschreibung Siebenbürgens wird durch János und Farkas Bethlen fortgesetzt, und Kirchen- wie Schulgeschichte werden neu entdeckt. Wardeins Verteidigung und Fall inspirierte die erste selbständige Schöpfung eines ungarischen Geschichtsschreibers, des Kanzleiarchivars von Georg I. Rákóczi, János Szalárdis „Siralmas magyar krónika“ (Ungarische Klagechronik). Herausragende Bedeutung hatte die sächsische Historiographie mit ihrer reichen humanistischen Tradition, hochgehalten in den Werken von Georg Kraus, Johann Tröster, Lorenz Töppelt, Valentin Franck von Franckenstein und Mathias Miles. Der erste im pietistischen Geist schreibende siebenbürgisehe Historiograph war Andreas Teutsch, der das erste Repertorium der in Siebenbürgen gefundenen Münzen zusammenstellte und mit der „Brevis et diplomatica descriptio nationis Saxonicae“ und der „Historia Regni sive Principatus Transylvaniae“ die Grundlagen für eine Sammlung der sächsischen Geschichtsquellen legte.

{402.} Der ertragreichste Zweig der siebenbürgischen Literatur war die Lyrik. Es blüht die Gemeinschaftslyrik: Meisterlob, Soldatengedichte, Heldenlieder, Studentengedichte und Lieder der Exulanten. Die erste ungarische Lyrikerin ist die im pietistischen Geist erzogene Kata Szidónia Petrõczy. Eine Sammlung der von humanistischer Rhetorik und barocker Symbolik durchdrungenen sächsischen Gelegenheitsdichtung bieten die zwei Bände von Comes Valentin Franck von Franckenstein (Hermannstadt 1679, Wien 1692). Die Gedichte des Sachsengräfen Andreas Teutsch („Daridische Harfen“, Hermannstadt 1707) dienten der religiösen Erneuerung.

Für Begrifflichkeit und Symbolik der aufgrund reicher Traditionen entstandenen Gedichtkultur ist die Welt der Renaissance und des Barocks gleicherweise typisch. Sie bewahrte die uralten Vorstellungen des Ungartums und artikulierte zugleich den Wandel vom Bild der neuen – alten – Welt, ohne daß sie die antike Symbolik aufgegeben hätte. Ihre Ausdrucksformen und Gedanken werden von den Erlebnissen der neuen religiösen Empfindungswelt bestimmt, von der ihren Eigenwert erkennenden Persönlichkeit, den politischen Kämpfen, der Gemeinschaft und der Sorge um das Land. Die gedankliche Achse der Historienlieder ist die nationale Idee, durchdrungen vom antiken Wertsystem, dem Heldenkult der Renaissance und dem Interesse an der Wirtschaft des Landes. Die Werke der meist unbekannten Verfasser wurden in Gestalt der Volkslieder und -balladen weiterentwickelt. Im Motivschatz der Balladen häufen sich die historischen Elemente, wie sich an der Ballade des 1664 bei Wardein gefallenen László Rákóczi oder Izsák Kerekes’ Balladenvarianten zeigen läßt, während die Balladen des Rumänen Grigore Pintea die Erinnerung an den Rákóczi-Freiheitskampf lebendig halten. Einzelne Teile und Motive der politischen Gedichte wiederum leben in den Volksliedern und Balladen über die Betyaren (arme Wegelagerer) späterer Jahrhunderte weiter. Handgeschriebene Liederbücher und mündliche Überlieferung tradierten die zeitgenössische ungarische Dichtung. Die sächsischen historischen Volkslieder erinnerten an den Märtyrer des Kronstädter Aufstandes gegen den Kaiser, Gaspar Kreischnek, und Lieder verewigten gleichfalls das tragische Schicksal des Sachs von Harteneck.

Die sächsischen und ungarischen Städte besaßen ein traditionell geregeltes, reichhaltiges Musikleben. Die Gesangskultur war in den Kirchen und Kollegien lebendig, in den Schlössern des Hochadels wurde die Hausmusik Mode, und man bemühte sich um eine musikalische Ausbildung der Kinder. Obwohl Puritanismus und Pietismus die Instrumentalmusik verurteilten und die kalvinistische Kirche auf die Orgel verzichtete, wurde im Straßburger Kollegium das Orgelfach im kirchlichen Unterricht gelehrt.

Eine lebendige Liedkultur besaßen auch die ungarischen, deutschen und rumänischen Dörfer. Siebenbürgen lag seit Jahrhunderten an den Kreuzwegen der europäischen Melodienwanderung. Die Musikwissenschaft wies Volkslieder nach, die im 17. Jahrhundert Kirchenmelodien waren oder als französische Chansons im 16. Jahrhundert weiterlebten. Eine Variante des Rákóczi-Liedes wurde im Csíker Kájoni-Kodex (1634–1670) notiert, eine andere im Vietorisz-Kodex als „walachischer Tanz“ bezeichnet. Seine Melodie wird – mit kirchlichem Text! – noch heute gesungen. Der größere Teil des ungarischen Melodienschatzes in Siebenbürgen gehört zum alten Typ, an der Wende zum 18. Jahrhundert tauchen die Vorläufer der zum neuen Melodietyp führenden Werbungsmusik auf.

{403.} Das Werk, welches die reichen kulturellen Werte des letzten halben Jahrhunderts im siebenbürgischen Fürstentum auf dem Niveau der modernen Literatur zusammenfaßte, entstand im 18. Jahrhundert in der Emigration: Der Szekler Adlige Kelemen Mikes, Rákóczis Leibgardist, begleitete seinen Herrn über Polen und Frankreich ins türkische Rodosto. Sein dort entstandenes klassisches Werk „Törökországi Levelek“ (Briefe aus der Türkei) verfaßte er zwischen 1717 und 1758. Sein Geschmack wurde in Paris kultiviert, seine Betrachtungsweise vom Leben des Emigranten geprägt, aber die siebenbürgische Mentalität und das sich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts langsam durchsetzende neue Bildungsideal verlieh dieser herausragenden Schöpfung der ungarischen Prosa ihre charakteristische Prägung.

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51. Grabstein des Druckers Miklós Misztótfalusi Kis. Klausenburg, Házsongárder Friedhof, 1702

51. Grabstein des Druckers Miklós Misztótfalusi Kis. Klausenburg, Házsongárder Friedhof, 1702

52. Wasserzeichen siebenbürgischer Papiermühlen des 17. Jahrhunderts:

52. Wasserzeichen siebenbürgischer Papiermühlen des 17. Jahrhunderts: 1 Appesdorf, 1635; 2 Hermannstadt, 1664; 3 Weissenburg, 1665; 4 Hermannstadt, 1672

53. Ansicht Klausenburgs von Süden. Federzeichnung Conrads von Weiss, 1735

53. Ansicht Klausenburgs von Süden. Federzeichnung Conrads von Weiss, 1735

54. Karls III. Festung in Karlsburg. Darstellung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts

54. Karls III. Festung in Karlsburg. Darstellung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts

55. Jesuiten- und später Piaristenkirche in Klausenburg, 1718–1724. Mariensäule: 1744. Aufnahme von Ferenc Veress, 1860er Jahre

55. Jesuiten- und später Piaristenkirche in Klausenburg, 1718–1724. Mariensäule: 1744. Aufnahme von Ferenc Veress, 1860er Jahre

56. Bistritz von Süden. Federzeichnung Conrads von Weiss. 1735

56. Bistritz von Süden. Federzeichnung Conrads von Weiss. 1735

57. Armenische katholische Kirche in Neuschloß, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts

57. Armenische katholische Kirche in Neuschloß, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts