Klageballaden

Die epische Vortragsweise der Betyárenballaden weist einige Verwandtschaft mit den Klageballaden auf, die in der ersten Person, gleichsam vom Höhepunkt des Todes aus, eine Tragödie vortragen. Im Aufbau und in der Themenbehandlung sind die Klageballaden den Betyárenballaden in vielem ähnlich, und oft genug ist bei diesen der Vortrag in der Ich-Form – gegebenenfalls mit einer Einleitung – das Ausschlaggebende. Auch hier überblickt und beklagt der Held der Ballade sein Leben an einem kritischen Punkt, im Moment der Gefangennahme oder vor der Vollstreckung des Urteils. Die Strukturanalyse dieser beiden Gruppen liefert den unleugbaren Beweis dafür, in wie hohem Maße beide – ganz besonders durch den Vortrag in der Ich-Form – die Entstehung der epischen Gattungen förderten. Die Klageballaden beweisen auch, daß volkstümliche Vortragsweise und Überlieferung sich selbst bei den „von oben“ gekommenen Schöpfungen – wie bei den von Kantoren und anderen berufsmäßig Vortragenden gesungenen Stücken – erforderlich zeigen, wobei diese eben dadurch künstlerisch umgeformt werden.