Einteilung, Feuerstelle und Beleuchtung der Wohnhäuser

Das früheste ungarische Haus bestand wahrscheinlich aus einem einzigen Raum. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, daß mit dem ungarischen Wort für Haus (ház) bei den Bauern sowohl das gesamte Gebäude als auch ein einzelnes Zimmer (Stube) gemeint sein konnte. Noch heute nennen die Bauern die beiden Zimmer des Hauses „Vorderhaus“ und „Hinterhaus“. Bei Ausgrabungen wurden aus dem 11. bis 13. Jahrhundert Grubenwohnungen mit nur einem Raum freigelegt, obgleich es in dieser Periode zweifellos auch größere Bauten mit hochgezogenen Wänden gegeben hat. Die Wohngruben waren 100 bis 120 cm tief in die Erde eingelassen, so daß sich ein Teil des Hauses {G-165.} mitsamt dem Dach über das Erdniveau erhob. Quellen aus dem 14.–15. Jahrhundert berichten bereits von Häusern mit zwei oder drei Räumen, was auch Ausgrabungsbefunde belegen.

Abb. 31. Rauchküche mit Bänkchen.

Abb. 31. Rauchküche mit Bänkchen.
Kadarkút, Korn. Somogy, Anfang 20. Jahrhundert.
Im Hintergrund steht ein Ofen, im Vordergrund hängt an einer Kette vom Hauptzugbalken ein Kochkessel balkanischen Typs

Das frühe Einraumhaus, in dem der Backofen – und für den größten Teil des Jahres auch der offene Herd – fehlten, entwickelte sich fort zu einem Gebäude, in dem es bereits eine feste Feuerstelle gab. Solche kompletten Häuser mit Wohnraum, Küche und Kammer sind gewöhnlich 15 bis 21 m lang und 4 bis 6 m breit. Der Wohnraum selbst ist in der Regel 6 × 8 m groß. Die Küche befindet sich in der Mitte. Damit erreichte das ungarische Haus eine Stufe, auf der es sich in gewissen Einzelheiten zwar noch differenzierte, grundlegend aber nicht mehr weiterentwickelte.

Wie bis dahin kommt dem Herd auch später die Hauptrolle zu. Er machte zwar verschiedene Wandlungen innerhalb des Hauses durch, war aber zu jeder Zeit Mittelpunkt des Familienlebens, worauf auch heute noch im Alltag gängige Redewendungen hinweisen. Auf Brautschau gehen oder die Familie des Bräutigams näher ins Auge zu fassen heißt háztûz nézni – das Feuer (den Herd) im Haus besichtigen; Jungvermählte, die in ein eigenes Haus umziehen, gründen den Familienherd. Wurde die junge Frau ins Haus ihres Mannes gebracht, führte man sie zunächst um den Herd herum; dadurch erst wurde sie rechtmäßiges Mitglied der Familie.

Abb. 32. Vierbeinige symmetrische Feuerhunde.

Abb. 32. Vierbeinige symmetrische Feuerhunde.
1. Darufalva, Korn. Sopron, 19. Jahrhundert; 2. Meszlen, Korn. Vas, 19. Jahrhundert; 3. Debrecen, 19. Jahrhundert

63. Rauchküche (ohne Rauchabzug mit geschwärztem Gebälk)

63. Rauchküche (ohne Rauchabzug mit geschwärztem Gebälk)
Szenna, Kom. Somogy

Abb. 33. Backglocken.

Abb. 33. Backglocken.
Siebenbürgen. Zweite Hälfte 19. Jahrhundert

64. Küche

64. Küche
Bogyoszló, Kom. Gyõr-Sopron

In den einzelligen, zur Hälfte in die Erde versenkten Grubenbauten aus dem 10. bis 13. Jahrhundert fand man bei Ausgrabungen niveaugleich eingegrabene, jedoch über die Grundfläche hinausreichende Feuerstellen. Außerdem stieß man in unmittelbarer Nähe der Häuser auf Pfostenlöcher, die auf das Vorhandensein eines primitiven Schutzdachs {G-166.} über der offenen Feuerstelle schließen lassen. Scherben im Umkreis der Feuerstelle lassen vermuten, daß die meiste Zeit des Jahres außerhalb des Wohnhauses gekocht wurde. Ferner kamen außerhalb der Wohnhäuser in die Erde versenkte Backöfen zutage, die von Zeit zu Zeit erneuert wurden und so jahrzehntelang benutzt werden konnten. Da sich das ungarische Wort für Backofen (kemence) phonetisch und semantisch nur aus dem Russischen ableiten läßt, dürfte es mitsamt der Bauweise zu jener Kultur gehören, die die Ungarn sich in den südrussischen Steppen angeeignet hatten.

Es sind somit in den ungarischen Häusern von Anfang an offene und geschlossene Feuerstellen zu unterscheiden. Es erübrigt sich, sie räumlich oder zeitlich voneinander abzugrenzen, denn sie bestanden in der Regel nebeneinander und ergänzten sich in ihrer Funktion. Der offene Herd beheizte und beleuchtete den Raum, auf ihm wurde gekocht und gebraten; während der geschlossene Herd als Lichtquelle weniger in Frage kam.

Unter den äußerst vielfältigen Formen der offenen Feuerstellen soll die 30 cm hohe, runde oder viereckige Lehmbank besonders erwähnt werden, die im südlichen Teil Westungarns verbreitet war. Ein Raum mit solch einer offenen Feuerstelle wurde Kohlenstube (szenes ház) genannt. Da sich die Lehmbank unmittelbar an der Wand befand, wurde dahinter ein mannshohes Rutengeflecht mit Lehmbewurf errichtet, um zu vermeiden, daß sich die Wände erhitzten. Über dem offenen Feuer hing, mit Ketten zu einem Balken befestigt, ein Kessel zum Kochen. In dieser Gegend war der birnenförmige, vom Balkan stammende Kupferkessel üblich. Der Rauch des offenen Feuers konnte nur durch die Tür abziehen, deshalb hieß dieser Raum, die eigentliche Küche, Rauchstube (füstös ház).

65. Szekler Kachelofen (Herd)

65. Szekler Kachelofen (Herd)
Szeklerland, Rumänien

Abb. 34.

Abb. 34. Kabola, eine Abart des Kamins (Bauernherdes) in der Ecke des Hauses.
Karcsa, Kom. Zemplén, Anfang 20. Jahrhundert

Abb. 35. Ofen und Herd mit Kacheln, im Haus.

Abb. 35. Ofen und Herd mit Kacheln, im Haus.
Siklód, ehem. Kom. Udvarhely, Anfang 20. Jahrhundert

66. Offener Herd mit Esse

66. Offener Herd mit Esse
Gyimesközéplok, ehem. Kom. Csík, Rumänien

Auf solchem offenen Feuer konnte man nicht nur kochen, sondern {G-168.} auch braten. Dazu verwendete man eiserne Feuerböcke (ungarisch: tûzikutya = Feuerhund). Je einer stand an beiden Seiten des Feuers, und darüber legte man den Fleischspieß. Auch wurden flache Steine ins offene Feuer gelegt, die sich schnell erhitzten und auf denen man Fleisch braten oder Fladen backen konnte. Ebenso gehörte die Backglocke zum offenen Herd. Der Stein wurde erhitzt und dann die Glocke (in Südwestungarn aus Ton, in Siebenbürgen aus Stein) darüber gestülpt. Kuchen, Fladen und Fleisch waren unter der Glocke rasch gar.

Abb. 36. Runder Bauernofen.

Abb. 36. Runder Bauernofen.
Kiskunhalas, Kom. Bács-Kiskun, um 1930

Östlich der Theiß wurde auf einer 50 bis 60 cm hohen Lehmbank mit einer Fläche von höchstens 1 m2 gekocht. Sie stand in der Mitte zwischen den zwei Stuben. Ein sich über der ganzen Küche ausbreitender Rauchfang ermöglichte den Rauchabzug; hier wurden auch Speck, Fleisch und Wurst zum Räuchern aufgehängt.

67. Bauernofen (Haubenofen)

67. Bauernofen (Haubenofen)
Tápé, Kom. Csongrád

68. Ofen mit Esse in einem Palotzenhaus

68. Ofen mit Esse in einem Palotzenhaus
Palotzenmuseum, Balassagyarmat

Eine typische Form der offenen Feuerstelle ist der Kamin, in dem das Feuer in Bodennähe oder auf einer ganz niedrigen Erdbank brennt. Darüber befindet sich ein Rutengeflecht mit Lehmbewurf – bei der {G-169.} entwickelteren Form ein gekachelter Rauchfang – wodurch der Rauch über eine Esse zum Dachboden oder in den Vorraum abzieht. In früheren Zeiten stand er im Wohnraum, häufig mit dem Ofen (Backofen) zusammengebaut. Die verschiedenen Formen der Kamine sind vor allem im Osten des ungarischen Sprachgebiets zu finden; in Siebenbürgen kennt man ihn seit dem 16.–17. Jahrhundert. Die Stellung des Kamins im Raum und seine Form beweisen seine mediterrane, genauer gesagt, italienische Herkunft. Wahrscheinlich hat er während der Renaissance in die siebenbürgischen Herrenhäuser Eingang gefunden und ist von dort später in die Bauernhäuser gelangt.

Abb. 37. Ofen mit Esse und Bänken.

Abb. 37. Ofen mit Esse und Bänken.
Kom. Borsod, Anfang 20. Jahrhundert

69. Offener Herd und „Sparherd“

69. Offener Herd und „Sparherd“
Ziliz, Kom. Borsod-Abaúj-Zemplén

Die vielfältigsten und schönsten Exemplare dieser Kamine sind aus dem Siebenbürger Szeklerland bekannt. Sie heißen dort góc oder pest (etwa Mittelpunkt), wenn aus Kacheln gebaut, dann cserepes (gekachelter); ihr Rauchfang ist in der Regel rechteckig und ringsherum gekachelt, wodurch sich die Wärme länger hält. Eine Esse führt den Rauch zum Dachboden. Für den cserepes baute man eine 15 bis 20 cm {G-170.} hohe Ofenbank, wobei die eine Ofenseite mit der Wand abschloß, während die gegenüberliegende Seite von einem reich geschnitzten Fuß gestützt wurde. Bei dieser Konstruktion ist es nicht mehr möglich, den Kessel an dem Balken aufzuhängen, deshalb behilft man sich mit einem drehbaren Holzgestell, an dem der Kessel über dem Feuer gehalten werden kann. Töpfe werden auf eiserne Dreifüße gestellt, Eierkuchen auf flachen Steinen gebacken. Von solchen und ähnlichen Kaminen gab es in den östlichen Teilen des ungarischen Sprachgebiets unzählige Varianten; sie bilden gewissermaßen einen Übergang zum Ofen mit geschlossenem Feuerraum, in dem auch Brot gebacken wurde.

Abb. 38. Bauernofen mit „Pfeife“.

Abb. 38. Bauernofen mit „Pfeife“.
Kom. Borsod, Anfang 20. Jahrhundert

Abb. 39. Backofen mit Esse.

Abb. 39. Backofen mit Esse.
Martonyi, Kom. Borsod, Anfang 20. Jahrhundert

Die in der Tiefebene üblichen Hauben- (búbos) oder Haufen- (boglya) Öfen sind eckig, manchmal auch rundlich wie ein Heuhaufen oder wie ein Faß. Zunächst wird ein Gerüst aus Pfählen aufgestellt, das mit Flechtwerk verbunden und schließlich mit Lehm, dem reichlich Tonscherben beigemengt sind, verputzt. Die Ofenöffnung befindet sich in der Küche. Ihre Höhe variiert, je nachdem, wie viele Brote gleichzeitig gebacken werden sollen; die größten Öfen eignen sich für sieben bis acht große Bauernbrote. Ein solcher Ofen nimmt etwa ein Viertel der Stube ein. In kleineren Öfen kann man meist drei Brote backen. Beheizt wurden die Backöfen mit Stroh und Maisstengeln, früher auch mit Schilf. In der Tiefebene wurde häufig mit Stroh vermischter Kuhmist ziegelförmig ausgestochen und getrocknet. Diesen Brennstoff, der eine angenehme, beständige Wärme gibt, nennt man Torf (tõzeg). Der Haubenofen diente – außer zum Backen und Kochen – in erster Linie zur Beheizung des Wohnraums. Um ihn herum baute man aus Lehm eine Sitzbank, und in der Stubenecke hinter dem Ofen einen kleinen Liegeplatz (sut, kuckó), wo die Kinder oder die Ältesten es sich gemütlich machten und wo sie manchmal auch schliefen.

Abb. 40. Ofen aus Augen- und Hohlkacheln.

Abb. 40. Ofen aus Augen- und Hohlkacheln.
Decs, Kom. Tolna, Anfang 20. Jahrhundert

Der Ofen der Palotzen ist niedrig, rechteckig und mit Bänken an den frei stehenden Seiten versehen. Früher trat der Rauch aus einer Öffnung in der vorderen Schmalwand und zog durch die Haustür ab. {G-171.} Später wurde über der Ofenöffnung eine schirmartige Esse mit 50 bis 60 cm Durchmesser gebaut, die den Rauch zum Dachboden leitete. Eine noch weiter entwickelte Form des Ofens hat eine Zufuhr zum Schornstein in der Mitte des Hauses. Um einen Anschluß an diesen zu bekommen, baute man eine schräge, zylindrische Pfeife (síp), durch die der Rauch in den Vorraum und von dort über den Schornstein ins Freie abzog. Diese Form des Ofens wird zwar auch zum Kochen und Backen benutzt, seine Hauptfunktion ist jedoch die Beheizung der Stube. Hinter dem Ofen schlafen die Kinder, die Ofenbank ist der Ruheplatz der Männer; tagsüber werden auf dem Ofen Getreide und Mais getrocknet. Beheizt wird der Ofen meist mit Reisig und größeren Holzstücken; der Feuerschein, der aus der Öffnung dringt, reicht aus, um den Frauen das Spinnen in der Nähe zu gestatten.

70. Ofen aus „Augenkacheln“

70. Ofen aus „Augenkacheln“
Szenna, Kom. Somogy

Bei den Siebenbürger Szeklern steht der Backofen wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten außerhalb des Wohnhauses. Wer wohlhabender ist, baut sich ein eigenes Backhaus, andere errichten den Backofen {G-172.} hinter dem Haus unter der Traufe. Der Backofen steht auf einem Unterbau, dessen vordere Hälfte eine offene Feuerstelle bildet, auf der in einem Kessel, der von einem Balken herunterhängt, gekocht wird. Diese Anlage ist, wie auch an vielen anderen Orten, eine Kombination von offener und geschlossener Feuerstelle.

Frei stehende Backöfen sind im größeren Teil des ungarischen Sprachgebiets, besonders im westlichen Raum, üblich. Sie sind teils flach, teils haubenförmig und stehen etwas abseits auf dem Hof oder im Garten, um der Feuergefahr vorzubeugen. Mancherorts wurden die Backöfen gerade aus solchen Bedenken heraus zum Gebrauch mehrerer Familien außerhalb der Grundstücke errichtet; so war es auch auf den Großgütern, wo der Backofen zwischen den Gesindehäusern stand. Hinsichtlich der frei stehenden Backöfen ist südlicher Einfluß zu vermuten; im Süden hat man wegen des warmen Klimas den Backofen außerhalb des Hauses bevorzugt.

Abb. 41. Fackelträger mit Ständer.

Abb. 41. Fackelträger mit Ständer.
1. Szalafõ, Kom. Vas, Anfang 20. Jahrhundert; 2. Kondorfa, Kom. Vas, Anfang 20. Jahrhundert; 3. Hejce, Kom. Abaúj, Anfang 20. Jahrhundert

Der ausschließlich zum Heizen bestimmte Ofen repräsentiert eine weitere Entwicklungsstufe der vollkommen geschlossenen Feuerungsanlagen in Ungarn. Er gelangte aus dem Westen in die ungarischen Herrenhäuser und von diesen in die Bauernhäuser. Die ersten Öfen hatten dieselbe Form wie die Backöfen, es wurden lediglich Tongefäße in den Lehm eingefügt, die die Wärme länger halten und ausstrahlen sollten. Die sogenannten Augenkacheln (Schüsselkacheln) sind viereckig und besitzen eine runde Vertiefung; sie wurden vornehmlich von westungarischen Töpfermeistern hergestellt. Als Ausgrabungsfunde sind solche Öfen im Donau-Theiß-Raum schon aus dem Mittelalter bekannt, während ihr Gebrauch in späteren Zeiten anscheinend seltener wurde. In Westungarn dagegen verdrängten sie den Back- bzw. Kochofen vollends aus dem Haus, und sie dienten ausschließlich zu Heizzwecken.

Die offenen Herde hatten gleichzeitig das Zimmer beleuchtet. Auch dem Feuerschein, der aus der Öffnung des Back- beziehungsweise Kochofens drang, war eine wichtige Funktion zugekommen, und einiges Licht erhielt die Stube nun auch durch die offene Ofentür des Heizofens. Wurde etwas in einer entfernteren Ecke der Stube gesucht oder ging man in den Vorraum, so nahm man zum Leuchten ein brennendes Scheit aus dem Feuer. An einem Stückchen Glut, das schnell mit der Hand oder mit einer Zange herausgenommen wurde, zündete man sich die Pfeife an.

Von dieser gelegentlichen Nutzung des Feuers als Leuchtquelle ging man später dazu über, eigens für diesen Zweck Kienspäne, meist aus Nadelholz, zu spalten. Die Palotzen trockneten dünne Haselnuß-, Rotbuchen- oder Weidenzweige auf dem Backofen, klopften sie dann so lange mit der flachen Axt, bis sie ganz zerfaserten, ließen sie im Backofen austrocknen und lagerten sie dann auf dem Ofen. Brauchte man Licht in der Stube, wurde ein Ende der Holzfasern (fokla = Fackel genannt) angezündet und auf den Rand der Ofenbank gelegt. Die Ungarn in Slowenien steckten die „Fackel“ in eine Kartoffel; im äußersten Westen Ungarns, aber auch in anderen Landstrichen, wurden spezielle Halter dafür gefertigt: ein Fußständer von gleicher Höhe wie der Tisch, an dem die „Fackel“ mit einer Klammer befestigt {G-173.} wurde, so daß sie vor allem den Tisch, aber auch die Stube einigermaßen beleuchtete. Die Csángó im Gyimesgebirge gossen zwischen drei oder vier Späne Nadelholzpech und steigerten damit die Leuchtkraft des Bündels. Andere gossen das Pech in ein kleines Gefäß, mischten trockene Kienspäne dazu und zündeten diese an.

Abb. 42. Öllichter.

Abb. 42. Öllichter.
1. Jákótelke, ehem. Kom. Kolozs; 2. Bozok, ehem. Kom. Hont; 3. Leuchter und Öllicht, Kom. Veszprém. Anfang 20. Jahrhundert

Für Beleuchtungszwecke wurden sodann vor allem verschiedene Öle verwendet; das schönste Licht gaben Raps-, Kürbis-, Eichel- und später das Sonnenblumenöl. Es wurde in kleine Gefäße, gelegentlich auch in von Töpfern gefertigte Leuchter gegossen; den Docht hielt ein leichter Schwimmer über der Oberfläche. Hier und dort verwendete man auch Fett – seltener Butter – für das Öllicht, jedoch nur, wenn man kein entsprechendes Öl hatte.

71. Gefäß zum Kerzenziehen

71. Gefäß zum Kerzenziehen
Kom. Bács-Kiskun

Die verbreitetste Lichtquelle, die Kerze, war anfangs aus Wachs, später aus Talg – Schaf- oder Rindertalg –, noch später aus Stearin. Ein großer Topf wurde zu einem Drittel mit warmem Wasser und zu zwei Dritteln mit Talg gefüllt, man hielt ihn ständig warm und führte in dieses Gemisch einen Docht ein. Um den Docht lagerte sich der Talg nach und nach ab (deshalb spricht man von Kerzenziehen; die Ungarn nennen es treffend Kerzen tunken). Später wurde der Talg in eine Form aus Blech oder Glas gegossen, in die der Docht im vorhinein eingeführt war. Dabei handelte es sich bereits um die Arbeit bestimmter Handwerker, der Kerzenzieher. Die Kerzen standen in unterschiedlich geformten Leuchtern aus Ton, Metall, Glas usw:, wodurch sie wesentlich leichter zu handhaben waren. Im Freien oder {G-174.} im Stall stellte man die Kerzen in einen Leuchter, der von vier Seiten durch eine Rindsblase, manchmal auch Hornplatten, später Glas geschützt war. Zuweilen wurden Laternen aus Blech gefertigt, das Licht leuchtete seitlich durch ausgeschnittene Verzierungen.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts kam das Petroleum auf und damit eine ganze Reihe von fabrikmäßig hergestellten Lampen. An ihre Stelle trat – vielerorts erst in den letzten Jahrzehnten – das elektrische Licht.

Das Lichtanzünden am Abend ging bei den Bauern immer mit einer gewissen Feierlichkeit vor sich. Die Hausfrau oder ihre älteste Tochter zündete die Lampe an, worauf sich die Familienmitglieder sowie die etwa anwesenden Fremden einen „Guten Abend“ wünschten.